10/19/2015

Storyboardschreiben Übungen Teil 01


Übungen Teil 01

"Ein Hinweis vorweg: Heben Sie alles, was Sie im Folgenden erarbeiten, auf. Es wird Ihnen jeweils als Basis für weitere Übungen in diesen Blog dienen."

1-Augen & Ohren auf
Wann immer sich die Gelegenheit ergibt - im Zug, beim Einkaufen, im Café, an Ihrem Arbeitsplatz - beobachten Sie Ihre Umwelt, belauschen Sie Gespräche und überlegen Sie, was es mit allem auf sich hat.
  • Was ist eine mögliche Ursache für das von Ihnen beobachtete Verhalten?
  • Was könnte vorgefallen sein?
  • Wie sehen die Umstände aus?
  • Was steht für die Beteiligten auf dem Spiel?
Die nachfolgenden Übungen eignen sich, wenn Sie bereits über eine vage oder auch schon konkretere Idee für eine Geschichte oder für die Figuren, die sie bevölkern, verfügen. Für alle, die noch gar keine Idee haben: Überspringen Sie die folgenden Übungen, wir werden an anderer Stelle dazu zurückkehren.

2-Mit allen fünf Sinnen  

Üben sie Ihre Vorstellungskraft, indem Sie die Augen schließen und sich die zentralen Orte, an denen Ihre Geschichte spielt, in sämtlichen Details vorstellen:
  • Ist es dunkel oder hell? Durchflutet von Tageslicht? Oder ein Raum ohne Fenster, jeder Zentimeter mit Neonröhren grell ausgeleuchtet?
  • Wie sin die Räumlichkeiten (oder die Landschaft)? Verwinkelt? Eng? Oder weitläufig?
  • Welche Farben dominieren?
  • Stellen Sie sich den Geruch vor. Was verbinden Sie mit diesem Geruch?
  • Welches Gefühl überkommt Sie, wenn Sie sich in Gedanken an diesem Ort aufhalten? Erinnert es Sie an Orte, die sie kennen?
  • Stell Sie sich die Geräuschkulisse vor. Möglichst plastisch. Ist es laut? Chaotisch? Oder totenstill? Wenn Sie sich Ihrer Fantasie an diesem Ort bewegen, verursachen Sie dabei Geräusche?
  • Ist es ein Ort, an dem Sie sich sicher und geborgen fühlen?
  • Sind noch andere Menschen da oder sind Sie allein?
Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden. Lassen Sie Ihre Fantasie schweifen und malen Sie sich alles in allen Einzelheiten vor Ihrem geistigen Auge aus.

3-Fühlen

Wie würden Sie unter bestimmten Umständen handeln? Was empfinden Sie, wenn Sie sich in die Haut eines anderen versetzen? Was müsste passieren, damit Sie Dinge tun, die Sie vielleicht noch nie in Ihrem Leben getan haben? Gibt es etwas, das vergleichbar ist mit den Ereignissen, die Ihren Figuren widerfahren oder den Orten, an denen Ihre Geschichte spielt? Falls möglich, suchen Sie die Orte auf. Welche Atmosphäre herrscht dort? Wie gehen die Menschen miteinander um? Was empfinden Sie selbst, während Sie dort sind?

4-Das Herz Ihrer Geschichte (1)

Setzen Sie sich an einen Ort, an dem Sie ungestört sind und nehmen Sie sich 30 Minuten Zeit. Notieren Sie alle Begriffe und Assoziationen, die Ihnen zu Ihrer Idee einfallen. Dabei geht es nicht darum, alles aufzuschreiben, was die Stimmung und Atmosphäre Ihrer Filmidee widerspiegelt. Überlegen Sie stattdessen, ob es Ereignisse, Grundkonstellationen oder Konflikte gibt, die Sie mit Ihrer Idee in Verbindung bringen.

   Vielleicht haben sie den Eindruck, dass Ihre spontanen Einfälle gar nicht zu Ihrer Idee passen. Schreiben Sie sie trotzdem auf. Zensieren Sie Ihre Ideen nicht. Vielleicht eignet sich der ein oder andere Einfall als "Sprungbrett" für andere Assoziationen, die sich besser als zentrale Idee Ihrer Geschichte eignen. Oder aber Sie stellen zu einem späteren Zeitpunkt fest, dass Ihre Assoziationen sehr wohl passt nur wissen Sie jetzt noch nicht, wie.  
   Geht es darum, sich von einer Abhängigkeit zu befreien und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen? Ist es also so etwas wie eine Geschichte über das Erwachsenwerden? Dabei spielt es keine Rolle, ob Ihre Protagonisten dem Alter nach bereits erwachsen sind. Es gibt Menschen, die sich nach ihrem Abnabelungsprozess von den Eltern nahtlos in die Abhängigkeit zu einer anderen Autoritätsperson begeben und niemals wirklich autark und selbstständig werden.

   Oder steht ein Mensch im Mittelpunkt Ihrer Geschichte, der sich plötzlich in einer völlig fremden Welt zurechtfinden muss? Also ein "Fis-Out-Water"- Szenario?

   Oder geht es um einen Helden, der alles dafür tut, um die Aufmerksamkeit und Anerkennung einer Vaterfigur zu bekommen?

   Nehmen Sie sich die Freiheit, auch scheinbar völlig abwegige Ideen zu entwickeln und in Gedanken weiterzuspinnen. Schreiben Sie alles auf. Werden Sie nicht nervös, falls Ihnen zunächst nichts einfällt. Bei dieser Übung geht es nicht darum, eine "Lösung" für etwas zu finden , sondern Sie dazu anzuregen, sich Gedanken über die verschiedenen menschlichen Grundkonflikte zu machen. Dabei können Sie das Gedankenspiel auch umdrehen und sich völlig frei von Ihrer Geschichte eine zentrale Idee überlegen. Anschließend schauen Sie, welche Auswirkungen dies auf Figuren und Handlung hätte. Schließlich legen Sie das Ergebnis dieser Übung in Ihrer Materialsammlung ab. Wir kommen später wider darauf zurück.

5-Das Herz Ihrer Geschichte (2)

Wenn Sie über einen längeren Zeitraum über Storyprobleme grübeln und sich von Menschen, die Ihnen nahestehen oder etwas von Dramaturgie verstehen, ein Feedback erbitten oder Ihren Stoff mit Ihnen diskutieren, werden die Bilder, Texte und Stimmungen, die Sie anfangs so klar vor Augen hatten, immer blasser werden. Es kann sogar passieren, das Sie irgendwann das Interesse an Ihrer Geschichte verlieren oder zumindest nicht mehr genau sagen können, was Sie an dieser Geschichte und ihren Figuren interessiert hat, warum Sie sie spannend fanden und erzählen wollten. In diesem Fall ist es außerordentlich hilfreich, sich an die anfänglichen Bilder, Töne und Gefühle zu erinnern und sie erneut zu durchleben. Dies wird nicht nur Ihre Leidenschaft für die Geschichte erneut aufleben lassen, es wird Ihnen auch helfen, den Kern Ihrer Geschichte, Ihr "Herz" wiederzufinden.

     Suchen sie einen Ort auf, der Ihnen vertraut ist, an dem Sie allein sind und wo Sie sich wohlfühlen. Das kann eine Parkbank, Ihr Sofa oder ein Tisch im halbleeren Café im Bahnhof sein. Es kann hilfreich sein, einen Ort zu wählen, an dem der Blick in die Ferne schweifen kann und wo man Platz um sich herum hat. Sie können aber auch eine Umgebung wählen, die der Welt, in der Ihre Geschichte spielen soll, ähnlich ist oder an der eine annähernd gleiche Stimmung herrscht. Vermeiden Sie große Kontraste zwischen der Außenwelt und Ihrer Fantasie. Es ist schwierig, sich die Stimmung in einem eiskalten, dunklen Kellerloch, in dem ein Horrorthriller spielt, vorzustellen, wenn Sie bei 35C im Schatten unter einer Palme Kokosmilch schlürfen - und umgekehrt. Versetzen Sie sich in die Welt, in der Ihre Geschichte spielt. Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf:  
  • Was verbinden Sie mit Ihrer Geschichte?
  • Welche Musik kommt Ihnen in den Sinn? Mozart? Oder eher die Stones? Suchen Sie nach einem "Soundtrack", nach Musikstücken, die zu Ihrer Geschichte passen.  
  • Welche Gefühle durchleben Sie, wenn Sie sich in Ihrer imaginierten Welt bewegen?
  • Welche Farben haben Sie vor Augen, was riechen Sie?
  • Gibt es Dinge, die Sie gelesen, gehört, erlebt haben, die Ihnen dazu einfallen?
  • Welches Lebensgefühl assoziieren Sie mit Ihren Figuren?
  • Welche Eigenschaften der Figuren fesseln Sie?
  • Was fasziniert Sie an Ihrer Geschichte? Wofür brennen Sie?
  • Gibt es Fotos, Bilder, Plastiken, Zeitungsschnipsel, die Sie mit Ihrer Sfoffidee in Verbindung bringen?
  • Fragen Sie sich außerdem: Ist Ihre Geschichte komisch? Tragisch? Angsteinflößend?
Schreiben Sie alles auf, wahllos, ohne Zensur. Machen Sie sich keine Gedanken über korrekte Formulierungen oder das Format in de Sie schreiben. Sie können alles in Stichworten skizzieren oder ausformulieren - so, wie es Ihnen in diesem Moment leichter fällt. Notieren Sie die Titel der Musikstücke, scannen Sie Bilder ein, heften Sie Farbfotokopien oder Ausdrucke an Ihre Notizen. Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Figuren, Ihre Geschichte und die Welt, in der sie spielt, auf diese Weise einzufangen. Wenn Sie alles aufgeschrieben haben, legen Sie beiseite, Heften Sie es irgendwo ab, wo Sie es nicht täglich vor Augen haben, aber wo sie es gut wiederfinden. Zu einem späteren Zeitpunkt werden diese Notizen sehr nützlich sein.   






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